• Gemeinschaftsstätte Friedhof

    Seit Menschen auf dieser Erde leben, haben sie das Bedürfnis, ihre Toten zu begraben und Grabmale für sie zu errichten. Erst der sesshafte Mensch freilich tat dies innerhalb von Gemeinschaftsstätten, und so sind im Laufe der Zeit Kirchhöfe und in ihrer Nachfolge Friedhöfe als gemeinschaftliche Begräbnisplätze entstanden. Auch unsere heutigen Friedhöfe sind eindeutige Gemeinschaftsstätten, die von der politischen oder kirchlichen Gemeinde angelegt und unterhalten werden. Sie sind somit Ausdruck eines Gemeinschaftsdenkens und -handelns, das selbst die toten Mitglieder nicht aus der Obhut der Gemeinde entlassen möchte.

  • Das Grab in der Gemeinschaft

    Eine größere Anzahl von Gräbern innerhalb des Friedhofs bildet ein Gräberfeld. Mehr noch als der gesamte Friedhof hat es unmittelbaren Einfluss auf Wirkung und Gestaltungsmöglichkeiten des einzelnen Grabes. Neben der Trennung von Reihen- und Wahlgräberfeldern wird auf vielen Friedhöfen zwischen Feldern mit allgemeinen und solchen mit zusätzlichen Geestaltungsvorschriften unterschieden. Wer sich für ein Grab in einem Feld mit zusätzlichen Gestaltungsvorschriften entscheidet, schränkt sich zwar in seiner Entscheidungsfreiheit etwas ein, kann andererseits aber sicher sein, dass auch die benachbarten Gräber denselben  Gestaltungsvorschriften unterliegen, während die allgemeinen Vorschriften lediglich auf Standsicherheit und ein Mindestmaß an notwendiger Rücksichtnahme auf Nachbargräber und Gesamtgestaltung des Friedhofs ausgerichtet sind. Bevor man Steinmetz oder Gärtner aufsucht, sollte man sich mit den in der jeweiligen Satzung festgelegten Anforderungen beschäftigen. Auskunft darüber und oftmals auch beratende Hilfe dazu geben die Friedhofsverwaltungen. Die Tatsache, dass wir uns als Individuen nur in Gesellschaft entwickeln und leben können, sollte sich auch widerspiegeln in der Gestaltung des einzelnen Grabes. Jeder, der ein Grab anlegt und
    pflegt- auch wenn er damit andere betraut-, besitzt eine Verpflichtung gegenüber der Gemeinschaft, deren Schutz wir nicht nur uns selbst, sondern auch unsere Toten anvertrauen. Dem Charakter einer Gemeinschaftsanlage entspricht, dass der Einzelne sich einem Gesamtkonzept unterordnet und ein gewisses Maß an Zurückhaltung auch in der Darstellung seiner persönlichen Gefühle dem Verstorbenen gegenüber einhält. Auch Repräsentation und Statussymbole sind dem Ernst des Todesgeschehens nicht angemessen. Dass man zu den umgebenden Gräbern nicht in ein Verhältnis der „Konkurrenz“ zu treten versucht, sollte selbstverständlich sein. In diesem Rahmen besteht der Freiraum für individuelle Grabmale, die damit auch die pluralistische Struktur unserer Gesellschaft auf dem Friedhof widerspiegeln.

  • Die Gestaltung des Grabes

    Die Gestaltung der einzelnen Gräber bestimmt weitgehend das Bild des Friedhofs. Deshalb ist sie so wichtig. Damit Grabmal und Grabbepflanzung sich in die unmittelbare und weitere Umgebung einfügen – zum eigenen Vorteil und zum Vorteil der gesamten Anlage – ist ein Gespräch mit dem Steinmetzen und dem Gärtner direkt am Grab unerlässlich. Eine Auswahl nach Katalog oder am Lagerplatz kann diese Beratung vor Ort nicht ersetzen. Das Grabmal sollte etwas über den Toten aussagen, zu dessen Gedenken es gesetzt wird. Es gibt eine Vielfalt möglicher Formen, von der hohen, schlanken Stele bis zur liegenden Grabplatte, vom Kreuz bis zum kubisch oder vollplastisch gestalteten körperhaften Grabzeichen. Schon die Wahl der Grundform ist Teil der Aussage. Sie sollte ebenso wie Schrift und Sinnzeichen nicht ausschließlich nach rein formalen Aspekten gewählt werden, sondern vor allem anderen nach inhaltlichen. Versinnbildlicht das hohe, aufrecht stehende Grabzeichen die christliche Auferstehungshoffnung, so bringt das liegende Grabmal das Bedürfnis zum Ausdruck, den Toten zu beschützen. Hierbei muss es sich dann aber um ein in die Bepflanzung eingebettetes, gestaltetes Mal handeln und nicht um eine vermeintlich pflegeleichte Vollabdeckung des Grabes durch Steinplatten oder Kies. Das so genannte Breitwandmal hat keinen dieser vorgenannten Sinngehalte und fügt sich nicht der pflanzlich bestimmten Umgebung auf dem Friedhof ein. Es verdankt seine Verbreitung der irrigen Annahme, dass eine mehrstellige Grabstätte auch ein entsprechend breites Grabmal erfordere. Wenn hier auch andere Maßverhältnisse möglich sind, so sollte immer das aufrechte, schlanke Zeichen, das zudem die räumliche Wirkung eines Gräberfeldes so eindrucksvoll steigern kann, dem die Grabstätte gleichsam abriegelnden Breitwandmal vorgezogen werden. Schließlich ist auch die Kombination von gemeinsamen, aufrechtem Zeichen und liegenden Namenssteinen auf den einzelnen Gräbern möglich. Für Zeichen auf Urnengräbern gibt es zwei Möglichkeiten: einmal die liegende, das Grab lediglich zu einem Teil bedeckende quadratische, runde oder polygonale Platte, zum anderen das aufrechte, über der Grabmitte stehende plastische Denkmal. Hierbei ist es unerlässlich, dass das Urnengrab – im Gegensatz zum Körpergrab -einen quadratischen Grundriss erhält. Die Oberflächenbearbeitung der Grabzeichen muss so vorgenommen werden, dass der grundsätzlichen Forderung nach zurückhaltender Gestaltung auf dem Friedhof entsprochen wird. Polierte, glänzende Flächen sind auf einem Grabmal nicht angebracht, auch nicht eine aufdringliche Darstellung von Schrift und Symbol. Ein Sinnzeichen soll den Glaubensinhalt, eine Eigenschaft, eine Vorliebe oder ein anderes Element, das das Leben des hier Bestatteten bestimmte, auf einen kurzen und prägnanten Nenner bringen. Aus ihrem Sinnzusammenhang gelöste plastische oder graphische Elemente, die obendrein wie Dürers „Betende Hände“ oder zwei gekreuzte Palmwedel auf einer Vielzahl von Grabmalen zu finden sind, vermögen dies nicht. Das Kreuz sollte eine stets persönliche Aussage sein. Die hohe Bedeutung dieses Zeichens in der christlichen Religion verbietet einen gedankenlosen Umgang mit ihm, so auch das häufige „zur Seite-schieben“. Sinnbilder erhöhen den Aussagewert des Grabmals und können eine künstlerische Bereicherung sein. Sie vermögen die Grabstätte als Ort des Gedenkens zu kennzeichnen und so auch die Erinnerung an den Toten wach zu halten. Die Schrift kann durch Größe und Anordnung sich der Form unterordnen, eine Fläche graphisch gestalten oder sogar die Form des Grabmals bilden. Stein, Holz, Eisen und Bronze haben ihre Eignung über Jahrhunderte bewiesen. Jeder dieser Werkstoffe ist materialgerecht handwerklich zu bearbeiten und kann dann mit Würde altern ohne dauernde Pflege oder Nachbehandlung.

  • Die Grabbepflanzung

    Ebenso wie bei der Gestaltung des Grabmals sollte auch bei der Bepflanzung versucht werden, einen Bezug zu dem hier bestatteten Toten zu finden. Dies ist zum Beispiel möglich durch die Verwendung von Lieblingspflanzen des Verstorbenen (falls sie für eine  Grabbepflanzung geeignet sind) oder von Pflanzen, die zum Geburts- oder Todestag gerade besonders schön blühen.Eine zurückhaltende, den größten Teil der Grabfläche bedeckende Pflanzung aus bodendeckenden Gehölzen sollte alle Gräber überziehen und so den gemeinschaftlichen Charakter des Gräberfeldes hervorheben. Viele unterschiedliche Pflanzen, die miteinander harmonieren, sind hierfür geeignet und ermöglichen eine gute Anpassung dieser Grundbepflanzung an die jeweiligen Boden- und Lichtverhältnisse. Die vier Vegetationszeiten im Jahreslauf sollten an den Pflanzen abzulesen sein. So können im ausklingenden Winter kleinblütige Zwiebelgewächse wie Krokusse oder Märzbecher aus der Bodendecke hervorbrechen. Imspäteren Frühjahr folgen dann Stauden, die bis in den Herbst hinein blühen und im Spätherbst und Winter eventuell hübsche Samenstände zeigen. Eine solche Bepflanzung ist das ganze Jahr interessant und lebendig.Falls der Wunsch danach besteht, kann in der mehrjährigen Grundbepflanzung ein Bereich für eine Wechselbepflanzung mit einjährigen Frühjahrsblühern und Sommerblumen ausgespart werden. Er sollte aber nicht zu groß sein und immer symmetrisch in der Grabfläche angeordnet werden. Eine Grabbepflanzung muss dem Sinngehalt des Grabes, nicht dem Dekorationsbedürfnis der Hinterbliebenen entsprechen. Sie sollte mit möglichst wenigen unterschiedlichen Pflanzenarten erfolgen, die in Farbe und Form der Blüten und Blätter, in Größe und Blütezeit aufeinander abgestimmt sind und den vorliegenden Licht- und Bodenverhältnissen entsprechen.

  • Die Farben der Pflanzen

    Die Farbabstimmung muss sowohl bei der Dauerbepflanzung als auch bei der Wechselbepflanzung berücksichtigt werden; zu beachten sind ebenso Material und Farbe des Grabmals, der Wegeoberflächen und des angrenzenden Rasens. Die oft grellen, zu bunten Farben vieler heutiger Blumenzüchtungen sollten vermieden werden. Sie sind zu laut und wirken meist „künstlich“ in der natürlichen Umgebung des Friedhofs.

  • Pflanze und Boden

    Für ein gutes Pflanzenwachstum ist besonders die Zusammensetzung der Oberbodenschicht wichtig. Nicht alle Pflanzen haben die gleichen Bodenansprüche, und bei der Zusammenstellung muss darauf Rücksicht genommen werden. Ein Zuviel an Dünger und organischen Bodenverbesserungsmitteln (Torf!) hat zur Folge, dass Pflanzungen zu „mastig“ wachsen und nach kurzer Zeit in sich zusammenbrechen. Oft ist ein Abmagern von bindigen Lehmböden mit Grobsanden nötig, um eine Durchlässigkeit und Porenvergrößerung im Boden zu erzielen. Die Standortkriterien: trocken, feucht, nass für die folgenden Pflanzenangaben geben Rückschlüsse auf eventuell notwendige Bodenvorbereitungen. Bei trockenen Standorten werden ca. 5 cm Sand flächig auf das Pflanzbeet aufgetragen und in die Oberfläche eingearbeitet. Bei nassen Standorten ist kein Sand, sondern organische Bodenverbesserung notwendig.

  • Die Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal e.V. (AFD)

    Ist eine von Bund, Ländern und Kirchen unterstützte Vereinigung zur Förderung und Pflege der Friedhof- und Denkmalkultur. Sie berät kommunale und kirchliche Gemeinden, Körperschaften und Privatpersonen bei allen Problemen der Planung und Gestaltung von Friedhof, Grab und Grabmal sowie des Denkmals. Die zweimonatlich erscheinende Zeitschrift „Friedhof und Denkmal“, die sich u. a. mit aktuellen Fragen der Sepulkralkultur befasst, erhalten alle Mitglieder kostenlos. Die von der AFD getragene Stiftung Zentralinstitut und Museum für Sepulkralkultur betreibt Grundlagenforschung, unterhält wissenschaftliche und museale Sammlungen mit Fachbibliothek und Bildarchiv,

 Ratschlaegezur Grabmalgestaltung als PDF-Dokument hier herunterladen.

Elmar

Steinmetz- und Steinbildhauermeister, Staatl. gepr. Steintechniker,

1 Antwort

  1. Elmar sagt:

    Sehr geehrte Frau Bonny, es freut mich, dass Sie diese Idee aufgreifen konnten. Ja, flächendeckende Beplflanzung bzw. Bodendecker bieten einerseits eine gute Möglichkeit, zu verhindern,
    dass sich Unkraut breit macht. Ein weiterer Vorteil von Bodendeckern ist aber auch, dass Schrift und Symbolik auf dem Grabdenkmal nicht durch die Bepflanzung verdeckt werden.
    Beste Grüße Elmar Vogel

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