Sieben Generationen in Wort und Bild
Die erste Generation
Johann Jakob Vogel 1812 – 1859 – Maurergeselle aus Neuhof an der Zenn. Die mütterliche Linie Johann Jakob Vogels weist nach Nord-Österreich. Johann Jakobs Mutter (Elonore Stürzenhofecker) entstammte einer Familie von Exulanten. Das waren protestantische Glaubensflüchtlinge die ihre Heimat (Klein-Büchl bei Reinsberg) verlassen mussten und die unter den Markgrafen von Brandenburg-Ansbach eine neue Heimat in Franken fanden. Dazu muss man wissen, dass Mittelfranken nach dem dreißigjährigen Krieg regelrecht entvölkert war. Landschaft, Städte und Dörfer waren völlig verwüstet oder komplett zerstört, die Kirchen ausgeraubt. In manchen Territorien war mehr als 50 % der Bevölkerung ausgestorben, die Felder wurden nicht mehr bestellt, 70 % der Ackerbaufläche lagen brach, viele Höfe standen leer, weil die Besitzer nicht mehr lebten. In der väterlichen Linie Johann Jakob Vogels taucht relativ häufig das Amt des Siebeners auf. Den Siebener oder auch Steinsetzer kennt man bis heute unter dem Begriff des Feldgeschworenen. Siebener wirkten mit bei der Festlegung von Grundstücksgrenzen und Fluren. Ihre Aufgabe war es den Standort eines Grenzsteines durch geheime Zeichen -sogenannte Siebenerzeichen – zu sichern, sodass dieser nicht unbemerkt versetzt werden konnte. Noch etwas zum Beruf des Maurers in dieser Zeit. Der Unterschied zwischen den Berufen Maurer und Steinmetz war zu dieser Zeit -und auch noch vor wenigen Generationen- gar nicht so groß. Da früher überwiegend mit Natursteinen gemauert wurde, hatte ein Maurer auch gute Kenntnisse von der Steinbearbeitung. Auch umgekehrt war dies der Fall: So wurde beispielsweise von einem Steinmetz erwartet, dass er auch mauern konnte. In diesem Zusammenhang pflegte mein Großvater Karl Johann Vogel noch zu sagen: „Ein schlechter Steinmetz taugt immer noch für einen guten Maurer.„
Die zweite Generation
Georg Vogel – Maurermeister und Steinmetz aus Neuhof an der Zenn erlernte zunächst das Brauerhandwerk. Durch Einheirat (Margarete Vogel geb. Kurz 1852 -1943) in ein Baugeschäft in Bruckberg erlernte er dann das Maurer- und Steinmetzhandwerk und gründet schließlich sein eigenes Baugeschäft 1892 in Ansbach.
Fehlendes Kapital hat Georg Vogel damals durch Arbeit ersetzt. Das heißt, die Häuser die er baute, bezog er mit der eigenen Familie, sobald der Rohbau fertiggestellt war. Selbst im Rohbau wohnend wurde das Gebäude dann fertiggestellt und bei dieser Gelegenheit „trocken“ gewohnt, wodurch der Verkaufswert noch einmal stieg. Zur Verdeutlichung der Sachlage ist aus jener Zeit folgendes Sprichwort überliefert: „Im ersten Jahr lässt man seinen Feind darin wohnen, im zweiten Jahr seinen Freund und erst im dritten Jahr wohnt man selbst darin.“ Wie lange das so ging und Familie Vogel zwischen unverputzen Steinen und Mörteleimern leben musste, ist in der Familienchronik nicht überliefert. Fest steht jedenfalls, dass Georg Vogel es auf diese Weise geschafft hat, seinen eigenen Baubetrieb so gut wie ohne Eigenkapital sukzessive aufzubauen.
Die dritte Generation
Melchior Vogel – Steinmetzmeister aus Ansbach
übernahm im Jahr 1900 die Firmenleitung und baute zunächst weiter Wohnhäuser in dem Straßenzug, den bereits sein Vater begonnen hatte, sowie auch einige weitere Wohnhäuser in der Benkendorfstrasse in Ansbach.
Der 1. Weltkrieg und die darauf folgende Rezession ließen die Bauwirtschaft nicht so recht in Schwung kommen. Sicher auch ein Grund dafür, dass für Melchior Vogels Sohn Karl-Johann Vogel zunächst nicht die Übernahme des Unternehmens in Frage kam. Durch die schwache Baukonjunktur gewannen für die Firma Vogel in dieser Zeit jedoch der Grabmalsektor, die Bauwerkserhaltung sowie die Herstellung von Betonwerkstein zunehmend an Bedeutung.
Die vierte Generation
Karl-Johann Vogel Bauingenieur und Steinmetzmeister erlernte zunächst das Steinmetz und Steinbildhauerhandwerk im väterlichen Betrieb, besuchte danach die Bauschule in Nürnberg und arbeitete daraufhin einige Jahre als Bauingenieur in einem Architekturbüro (Keppler) in Lauf / Nürnberg.
1927 entschloss er sich zur Emigration in die USA . In Detroit Michigan konnte er beruflich Fuß fassen und investierte parallel in Baugrundstücke.
Bedingt durch die Weltwirtschaftskrise 1929 musste er seinen Besitz jedoch wieder verkaufen und entschloss sich 1933 zur Rückkehr nach Deutschland wo er im Jahr 1937 dann die Firmenleitung übernahm. Die Jahre vor dem 2. Weltkrieg in Deutschland waren geprägt durch einen enormen Aufschwung in der Baukonjunktur.
Während dieser Zeit und auch in der Wiederaufbauphase nach dem zweiten Weltkrieg baute Karl Vogel Ein- und Mehrfamilienhäuser in Ansbach und führte staatliche und kommunale Aufträge zur Bauwerkserhaltung und Restaurierung von Kirchen, Burgen und Schlössern in Mittelfranken aus: Johanniskirche Ansbach, Gumbertuskirche Ansbach, Amtsgericht Ansbach, Festung Lichtenau etc. Neben seiner beruflichen Tätigkeit unterrichtete er an der Meisterschule für Bauhandwerker in Ansbach die Fächer Gewölbebau und Baukonstruktion.
Die fünfte Generation
Roland Ernst Vogel , Bildhauer und
Steinmetzmeister wurde 1936 in Ansbach geboren. Er erhielt seine Ausbildung zum Steinbildhauer bei dem akademischen Bildhauer Albert Feist (1913-1984) in Nürnberg.
Von 1955-1960 studierte er Bildhauerei bei Professor Anton Hiller an der Akademie für bildende Künste in München. Im Anschluss daran besuchte er die Meisterschule in München und legte dort 1961 die Meisterprüfung im Steinmetz- und Steinbildhauerhandwerk ab. Roland Vogel führte die Firma von 1968-1990.
Die sechste Generation
Reinhard Vogel – Steinmetz und Steinbildhauermeister und Restaurator geb. 1961 in München, erlernte den Beruf des Steinmetz- und Steinbildhauers bei dem akademischen Bildhauer Heinz-Leo Weiss (1941-2006) in Nürnberg. Nach seiner Gesellenzeit besuchte er die Meisterschule in Aschaffenburg und legte dort 1990 die Meisterprüfung im Steinmetz- und Steinbildhauerhandwerk ab. 1992 erwarb er die Qualifikation Restaurator im Steinmetz- und Bildhauerhandwerk im Europäischen Fortbildungszentrum im Wunsiedel. Seit 1990 führt er die Werkstatt in Ansbach.
Elmar Vogel – Steinmetz und Steinbildhauermeister und staatl. gepr. Steintechniker, geb. 1962 in Ansbach, erlernte den Beruf des Steinmetz- und Steinbildhauers bei seinem Vater Roland Vogel. Nach Arbeitsaufenthalten bei dem akademischen Bildhauer Reinhart Fuchs (1933 – 2001) in Georgensgmünd sowie in den USA in Frankreich und der Schweiz besuchte er die Staatliche Fachschule für Steinbearbeitung in Wunsiedel und legte dort 1988 die staatliche Techniker- und die Meisterprüfung im Steinmetz- und Steinbildhauerhandwerk ab . Seit 1992 führt er die Werkstatt in Dresden. Wo er unter anderem beim Wiederaufbau der Dresdner Frauenkirche aktiv mitwirkte.
Die siebente Generation
Tilman Vogel und Lea Vogel
Steinmetz- und Steinbildhauermeister, Staatl. geprüfter Steintechniker und Restaurator. geb. 1988 in Ansbach, erlernte den Beruf des Steinmetz- und Steinbildhauers bei Reinhard Vogel in Ansbach.
Nach seiner Gesellenzeit besuchte er die Staatliche Fachschule für Steinbearbeitung in Wunsiedel und legte dort 2013 die Technikerprüfung und die Meisterprüfung im Steinmetz- und Steinbildhauerhandwerk ab. 2014 erwarb er die Qualifikation Restaurator im Steinmetz- und Bildhauerhandwerk im Europäischen Fortbildungszentrum im Wunsiedel.
Lea Vogel erlernte den Beruf der Steinmetzin- und Steinbildhauerin bei Reinhard Vogel in Ansbach . Seit August 2019 ist sie in der Werkstatt in Dresden tätig. Dort widmet sie sich den Bereichen: Arbeitsvorbereitung, Grabmalgestaltung, Kundenberatung, Angebotserstellung sowie Ornament- und Schriftgestaltung.