Lagernde Formen

Das liegende Grabmal gehört mit zu den ältesten Kennzeichnungen eines Bestattungsortes überhaupt. Als Bestattungen noch nicht in eingefriedeten Höfen, – daher übrigens die Bezeichnung Friedhof- sondern ausserhalb befestigter Wohnsiedlungen stattfanden, türmte man Steine auf ein Grab, um den Leichnam vor dem Ausscharren durch wilde Tiere zu schützen. Auch im Orient war diese Bestattungsform in der Antike weit verbreitet.
Besuchte ein Angehöriger das Grab, so legte er einen weiteren Stein auf den Hügel, um dessen Funktion zu erhalten. Dieser Brauch hat sich im Judentum erhalten, wobei es heute meist kleinere Kieselsteine sind, die von Besuchern auf den Gräbern abgelegt werden.

In der Renaissance orientierte man sich an den Sargophagformen der Antike und imitierte diese für Bestattung im Freien – jedoch nur der äußeren Form nach. Denn während man in der Antike tatsächlich Behältnisse aus Stein fertigte, in die man dann die Toten legte, fertigte man in der Renaissance massive monolithische Steine, die nur annähernd die Form von Sargophagen hatten. Insbesondere auf Grabfeldern mit sandigen Böden legte man solche Monolithen, um Leichenfraß zu verhindern. Daher haben lagernden Grabmalformen allgemein einen schützenden und behütenden Charakter. Der Johannisfriedhof in Nürnberg (mit seinen Gräbern von Albrecht Dürer und Veit Stoß ) ist ein eindrucksvolles Zeugnis dieser besonderen Bestattungsform.

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